Land fördert Forschung zur digitalen Besucher*innenlenkung mit 670.000 Euro
Um Besucherströme in den Tourismus-Hochburgen des Landes künftig gezielter und besser zu lenken, fördert die Landesregierung ein dreijähriges Forschungsprojekt der Fachhochschulen in Kiel und Heide. Wirtschafts- und Tourismus-Staatssekretärin Julia Carstens übergab dazu am 17. September an Vertreter beider Hochschulen einen Förderbescheid über rund 670.000 Euro.
„Ob Überlastungen an Stränden, an Ausflugszielen oder in kleinen Orten – der Gästeandrang beeinträchtigt häufig nicht nur die Aufenthaltsqualität für Besucher selbst, sondern auch das alltägliche Leben von Einheimischen. Darum ist ein effizientes Besuchermanagement für beide Seiten von größtem Nutzen und alle Mühen wert“, sagte Carstens.
Sie erinnerte daran, dass durch bisherige Projekte wie das „Landesweite digitale Besuchermanagementsystem für den Tourismus in Schleswig-Holstein“ (LAB-TOUR SH) oder den „AI-basierten Recommender für nachhaltigen Tourismus“ (AIR) bereits wichtige Grundlagen in dem Bereich geschaffen worden seien. „Und genau daran knüpft das neue Projekt ,Data, People, Management: Digitales Besuchermanagement 2.0‘ an, in dem die bisherigen Erkenntnisse weiterführt und praxisnah ausgebaut werden“, so Carstens. Digitale Besucherlenkung umfasse dabei vielfältige Aspekte – von Echtzeit-Informationen über Auslastungen und Wartezeiten bis hin zu personalisierten Empfehlungen für alternative Routen oder Attraktionen. „Der gezielte Einsatz digitaler Technologien ermöglicht es, Besucherströme intelligent zu steuern, Hotspots zu entlasten und weniger bekannte Orte in den Fokus zu rücken. So profitieren sowohl die Gäste, die eine bessere Erlebnisqualität erfahren, als auch die Einheimischen und die Umwelt.“
Die beteiligten Fachhochschulen arbeiten eng zusammen, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte. Nach den Worten von Projektleiter Prof. Dr. Julian Reif vom Deutschen Institut für Tourismusforschung der Fachhochschule Westküste untersucht sein Team, welchen Stellenwert das Besuchermanagement aktuell in Schleswig-Holstein hat und welche konkreten Schritte daraus zu entwickeln sind, die anschließend in der Praxis erprobt werden. Damit solle ein praxisnaher Fahrplan entstehen, der den Verantwortlichen helfe, Besucherströme zielgerichtet zu lenken und Hotspots zu entlasten. „Besuchermanagement ist und bleibt ein wichtiges Thema für die nachhaltige Tourismusentwicklung und gleichzeitig eine große Herausforderung. Besucherströme lassen sich nicht einfach nach Wunsch lenken. Deshalb ist es entscheidend, die Bedarfe der touristischen Akteurinnen und Akteure genau zu verstehen und Maßnahmen zu entwickeln, die in der Praxis funktionieren. Das Projekt ist ein gutes Beispiel für angewandte Forschung an unserem Institut, das direkt für das Land relevant ist und die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Projekte fortsetzt“, so Reif.
Die Fachhochschule Kiel übernimmt die technischen Entwicklungen im Projekt. Laut Gesamtprojektleiter Prof. Dr. Michael Prange gehe es im Kern um den Aufbau eines so genannten Knowledge-Hub. Dabei handele es sich um eine offene IT-Plattform, die vorhandene, touristisch relevante Daten bündelt, in Form eines Dashboards zugänglich macht und mit Prognosemodellen verknüpft. Prange: „Damit entsteht eine zentrale, praxisorientierte Arbeitsgrundlage für Tourismus-Verantwortliche, die dadurch Besucherströme künftig besser nachvollziehen und auf dieser Basis fundierte Entscheidungen treffen können. Ziel ist, die entwickelte Software und die erfassten Daten im Sinne von Open Source und Open Data allen Tourismus-Institutionen und Unternehmen offen zur Verfügung zu stellen.“ Prange weiter: „Wir brauchen eine modulare und skalierbare Architektur, die nach Abschluss des Projektvorhabens sowohl dezentral als auch zentral selbst oder über IT-Dienstleister frei betrieben und weiterentwickelt werden kann.“
Gefördert wird das Projekt aus dem Landesprogramm Wirtschaft. Verantwortlich für die Projektabwicklung und Koordinierung ist die Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH (FuE-Zentrum FH Kiel).
Verantwortlich für diesen Pressetext: MWVATT & Frauke Schäfer | Pressestelle Fachhochschule Kiel | Tel. 0431 210-1020 | E-Mail: frauke.schaefer@fh-kiel.de | Internet: www.fh-kiel.de